Wortmarke des combine Consulting Logos blau
Der Betontreppenaufgang in ein ein weißes verschlungen gebautes hohes Bürogebäude mit Lichtakzenten

Hippocampus Kolumne 1

Was das mobile Arbeiten und neue Arbeitswelten mit unseren Büros macht, darüber wird aktuell viel diskutiert. Dabei geht es aber oftmals um Zahlen, Daten, Fakten. Wir bei combine denken, dass bei all dem auch der Mensch nicht vergessen werden sollte. Schließlich ist das Büro für die meisten der Ort, an dem der Großteil der Arbeits(lebens)zeit verbracht wird.

In einer regelmäßig im combine Magazin erscheinenden Gast-Kolumne stellt Jan Teunen den Menschen in den Mittelpunkt als inspirierende Gegenthese zur wirtschaftlichen Rationalität.

„Gestalte die Umgebung um, versuche nicht, den Menschen umzugestalten.“ (Buckminster Fuller)

Nichts bindet den Menschen nachhaltiger an seine Arbeit als das Wohlbefinden.

Wie hat die Coronapandemie das Verhältnis zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen verändert? Wie wirkte sie auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen und damit auf Motivation und Engagement? Vorschnell würde man die Fragen vielleicht so beantworten: Die Krisenhaftigkeit hat jeden Einzelnen erst einmal auf sich selbst zurückgeworfen. Die Unsicherheiten haben die Belegschaft zermürbt. Und natürlich, die Distanz! Der Gruppe entrissen und in die digitale Isolation getrieben, der kostbaren Momente des direkten Aufeinandertreffens auf Fluren, in Cafeterien und Kantinen beraubt, bei all dem muss doch die Arbeit gelitten haben. Irrtum!

 

Der „2021 Global Employee Experience Trends Report“ der SAP-Tochter Qualtrics fand über eine weltweite Befragung von 11.800 Vollzeitkräften heraus, dass das Engagement der Mitarbeiter:innen trotz des pandemischen Jahrhundertereignisses sogar gestiegen ist. In Deutschland von 41 Prozent in 2019 auf 61 Prozent in 2020, weltweit von 53 auf 66 Prozent. Der Grund: Arbeitgeber:innen hätten im vergangenen Jahr einen stärkeren Fokus auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden gelegt, so die Studie, beispielsweise mit flexibleren Arbeitsmodellen und der Möglichkeit, die Aufgaben von zu Hause aus zu erledigen.

Eine schwarze Frauenhand in gelbem Jackett zeichnet mit Rotstift einen Graphen an ein Fenster

 „Ich bin überzeugt davon, dass wir als Führungskräfte den Wandel nicht länger hinter verschlossenen Bürotüren steuern können. Wir müssen uns selbst verändern, indem wir den Wandel von der zentralen Bühne aus leiten.“

Müllers Plädoyer

Auf einem schmalen Tisch stehen ein großer Apple Monitor und ein MacBook daneben diverse Arbeitsutensilien dahinter ein Fenster mit Deko

Das ist doch interessant: Das Wohlbefinden und in der Konsequenz das Engagement und die Qualität des Outputs verbessern sich, weil jemand aus den eigenen vier Wänden herausarbeiten kann! Daraus ergibt sich die ketzerische Frage, warum eine vom Gefühl getriebene Leistungssteigerung nicht schon vorher im Büroraum möglich gewesen ist? Warum kann das Büro anscheinend nicht mit dem umfunktionierten Küchentisch des Managers mithalten oder mit dem heimischen Arbeitszimmer der Abteilungsleiter:in, in dem auch noch der ungebügelte Wäschehaufen und der Labrador liegen?

Weil den meisten Büros genau das fehlt, was ein Zuhause ausmacht – Geborgenheit, Behaglichkeit, Individualität und Diskretion. Konkret heißt das: Die heimische Mixtur vertrauter Duftnoten wirkt positiver auf die Psyche als der latente Geruch chemischer Putzmittel im Betrieb. Die nach dem eigenen Schönheitsempfinden ausgerichtete Gestaltung des Homeoffice gibt mehr Selbstwert als die Verbote des Arbeitgebers, kein Privatklimbim mehr an die Bürowand zu pinnen. Und wenn einem danach ist, zwischendurch die Beine hochzulegen, geht das daheim besser als am externen Arbeitsplatz, wo ein Anschiss droht, weil dies als Faulheit missverstanden wird.

Die Umfrageergebnisse müssen allen Unternehmen Hausaufgabe sein für den Zeitpunkt, an dem die Mitarbeiter:innen zurück ins Büro gerufen werden. Sie lautet: Macht aus euren Büros Orte des guten Gefühls!

In einer mit vielen Holzmöbeln eingerichteten Wohnung sitzt eine Frau auf dem Sofa und tippt in ihr Notebook
Nahaufnahme einer Grünpflanze mit Wassertropfen

Denken Sie systemisch. Unternehmen sind keine Apparate, die mit anderen Apparaten konkurrieren oder kooperieren, sondern lebendige Organismen, die ins Große und Ganze eingebunden sind. Die vordringliche Aufgabe von Führung ist daher, die verloren gegangene Verbindung mit dem Kosmos wiederherzustellen. Letzteres geht am besten, wenn die fünf Wirkungselemente des geordneten Hauses der Antike restauriert werden:

 

1. Wirtschaftlichkeit
2. Schutz
3. Zusammengehörigkeit
4. Kulturpflege
5. Identitätsstiftung

Vor einem dunklen Holztisch geben sich fünf Menschen die Faust
Hippocampus Kolumne Combine-consulting_Jan_Teunen

Jan Teunen ist Co-Autor der Bücher „Officina Humana“ und „Wo die Seele singt“ und Geschäftsführer der Teunen Konzepte GmbH. Als Cultural Capital Producer erarbeitet er für Unternehmen Konzepte, die dazu beitragen sollen, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu entwickeln. Laut Teunen erzeugt die Dominanz der rationalen und einseitig auf die Ökonomie zugeschnittenen Arbeitswelt große Reibungsverluste, die die Entfaltung von Kultur behindern. Sein Bestreben ist es, diese Reibung zu reduzieren und damit die Unternehmenskultur und Unternehmen zukunftsfähig zu machen.

Foto Jan Teunen: Hans Schlegel
Verantwortlich für Text und Illustration: Jan Teunen
Weitere Fotos: Pexels, Unsplash

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